Segeln unter Palmen - ein Törn mit der Twister in der Karibik


10. März 2025

 

Am nächsten Tag ist die Abfahrt erst für 11:00 Uhr geplant. also gehen wir nach dem Frühstück an Land, essen lecker Eis, kaufen die unbedingt nachzukaufende Sonnencreme, denn die verbraucht sich unglaublich schnell.

Zurück an Bord geht bald der Anker auf, und wir haben so richtig tollen Wind! Stärke 5, wir machen 9,7 Knoten! Was für ein geiles Segeln!

Als dann der Wind plötzlich abflaut, gehe ich zu Käptn Floris und frage, ob wir nicht das Dingi runterlassen können und mit uns gruppenweise Fototouren ums Schiff machen können. "Ja, klar doch, Bonden! Mensch, dass ich da nicht dran gedacht habe - das machen wir doch immer!" war die Antwort. Und dann passierte was sehr Schönes: Kaum saß ich mit anderen im Dingi, kam wieder richtig schöner Wind auf! Diese Bilder kann man einfach nur genießen.

So, und schon naht das nächste Highlight:

Gegen 15:00 Uhr ankern wir vor St. Vincent, Wallilabou-Anchorage. Alle Filmfreaks wissen jetzt Bescheid. Glücklicherweise hängen sie nicht mehr dort

Und es ist wie im Film - der Steg, an dem dann Captn. Jack Sparrow an Land geht, ist gleich nebenan. Und wir waren dort.

Wir sind noch immer beim selben Tag. Man hatte das Gefühl, die Welt wollte testen, wie viele unglaubliche Momente wir so aushalten. Wer schon immer mal wissen wollte, wo ein Regenbogen anfängt...

 

 

 

 

 

Und natürlich gab es auch hier wieder einen tollen Sonnenuntergang über dem Meer.

 

 

 

 

 

11. März 2025

 

Trotz Party am Abend zuvor heißt es am nächsten Tag schon kurz nach 06:00 Uhr Anker auf. Wir frühstücken dann später auf See.

Da wir heute heftigen Wind erwarten, wird in jedes der beiden großen Segel ein Reff eingebunden, ehe sie gesetzt werden. Das Segeln ist dann wieder Spaß pur, wir pflügen nur so durch das Wasser, und das bei teilweise bis zu 8° Schräglage. Klingt nicht viel, aber nehmt mal einen Winkelmesser und stellt es nach. Oder schaut euch dieses Bild hier an.

Um mal wieder die Twister mit der Hendrika zu vergleichen. Wenn die Hendrika Bartelds eine flotte ältere Dame ist, ist die Twister ein junges Vollblutrennpferd. Da wird das Steuern auch zur Herausforderung: Matrosin Katrin hat mir ausführlich erklärt, wie ich eine sanfte Balance zwischen Anluven, Geschwindigkeit aufnehmen, abfallen und Kurs halten hinbekomme, um nicht in einem Zick-Zack-Kurs soeben gewonnene Strecke gleich wieder zu verlieren. Hat man den Bogen erst einmal raus, macht es aber unglaublich viel Spaß.

Am zeitigen Nachmittag ankern wir dann vor St. Lucia. Wir beeilen uns immer, unser Tagesziel möglichst zeitig zu erreichen, da die Immigration-Büros meist schon sehr zeitig schließen, wir aber unsere Einreise jedes mal ordentlich anmelden müssen.

Heute bekommen wir einen Ankerplatz etwas entfernt vom Hafen zugewiesen. Da der Ankergrund hier nicht der sicherste ist, bringt Floris noch zwei Kopfleinen aus - und in Ermangelung eines festen Stegs und Pollern muss eben eine recht stabil aussehende Palme dafür herhalten. 

12. März 2025

Heute wird mal nicht gesegelt - wir legen einen Ruhetag hier vor St. Lucia in der Soufriere Bay ein. Mit dem Dingi fahren wir dann in den kleinen Hafenort, der der Bucht den Namen gab. 

Der Ort bietet jetzt nur wenig wirklich Sehenswertes, es ist aber sehr interessant, das alltägliche Leben auf dieser Insel zu beobachten. 

Ab und an bekommen wir Taxifahrten zu den nahegelegenen Wasserfällen angeboten, aber danach steht uns heute nicht der Sinn. Wir kaufen ein wenig ein - nur die nötigsten Dinge, also z.B. eine Flasche Rum, direkt hier von der Insel. Solche Dinge eben. 

Zurück nehmen wir dann erstmal nicht das Dingi, sondern machen eine schöne Wanderung auf einem Weg immer dicht am Meer. Direkt gegenüber von unserem Liegeplatz ist ein kleines Hotel mit einer hübschen Strandbar. Dort kehren wir auf zwei leckere Cocktails ein. Der links im Bild heißt "Bob Marley". Ja, klar - wie sonst?

Später machten wir uns dann am Ufer bemerkbar und wurden vom Dingi wieder an Bord geholt - nur um nach einem leckeren Mittagessen gleich wieder mit Brille und Schnorchel nach der Unterwasserwelt zu schauen.

Am zeitigen Abend beobachteten wir noch einheimische Fischer bei ihrer Arbeit; sie brachten unweit von der Twister ein großes Netz aus, holten es bald wieder ein und hatten doch recht ordentlich was drin.

Konkurrenz bekamen die Fischer übrigens von einem Pelikanpärchen, die uns mit ihrem eleganten Flug beeindruckten.

Ich hab hier noch ein paar schöne Bilder vom Vortag, als wir St. Lucia schon direkt vor uns hatten:

Ein paar stimmungsvolle Sonnenuntergangsbilder gibt es auch, so als Sehnsuchtsverstärker gewissermaßen. Und damit es auch wirklich schön kitschig wird, kommt natürlich noch dieses Segelboot in die Szene.

 

Zwischendurch mal noch ein wenig vom Bordalltag:

Jeden Nachmittag verwandelte sich das Vordeck in einen großen Wäscheplatz. Klar, die Kapitänsfamilie und ebenso die Mitreisenden, die schon seit Rotterdam an Bord waren, hatten immer mal Bedarf, ihre Wäsche zu waschen. Und wenn wir baden oder schnorcheln waren, hängten wir natürlich die Badesachen und Handtücher ebenfalls dort auf. Am nächsten Morgen war dann immer alles trocken, und die provisorisch angebrachten Leinen verschwanden rechtzeitig, bevor das erste Segel gesetzt wurde. 

 

Unbedingt möchte ich ein paar Worte zu unserer Smutje schreiben. Mit Lotus (schöner Name, wie ich finde) habe ich mich ja gleich am ersten Tag unterhalten. Genau wie ich ist sie keine ausgebildete Köchin, macht das einfach nur aus Freude am Kochen und Segeln. Und ich ziehe alle Hüte vor ihr, deren ich habhaft werden kann! Die nachfolgenden Bilder zeigen ihre Kombüse. Ich habe auf der Hendrika Bartelds fast viermal soviel Platz - und ich habe backbord, steuerbord und über mir Fenster, die ich öffnen kann, da die dortige Kombüse an Deck ist - ihr Arbeitsplatz ist unter Deck! 

Was in dem Zusammenhang echt witzig ist: Hinter dem Großteil aller an und unter Deck zu findenden Luken lagern Lebensmittel. Wenn Lotus anfangen will mit kochen, pirscht sie mit ihrer Gehilfin erst einmal durch das ganze Schiff und sammelt sich ihre Zutaten zusammen. Da kann es dir passieren, dass du gemütlich auf der Heckbank hinterm Steuerrad sitzt und sie scheucht dich hoch, weil darunter das Schapp mit den Mehlvorräten ist. 

Und diese Vorräte werden sowohl an Land als auch direkt am Schiff, von den erwähnten Bumbooten, aufgefrischt. 

Das mit den Thuns hatte ich ja bereits gezeigt - die Filets kommen auch gleich wieder auf die Bühne.

 

 

Jetzt mal noch ein Foto, bei dem man vermutlich automatisch sagt: Ja, klar, Karibik eben... Aber so ist es nun mal! 

 

13. März 2025

 

Als am nächsten Morgen der Anker gelichtet und die "Palmentrosse" eingeholt sind, geht es unter vollen Segeln in Richtung Martinique. Segeltechnisch wird das noch einmal eine traumhafte Fahrt! Ein letztes Mal lümmeln wir eine ganze Zeit lang im Klüvernetz.

Wir machen locker unsere 6 Knoten, das Schiff liegt wieder schön über, und das Meer besucht das Deck durch die Speigatten, wie man im Bild gut sehen kann. 

Wir nähern uns Martinique von Süden, und bei diesem Anblick hüpft einem doch das Herz vor purer Freude bis zum Hals. Man möchte gleich von Bord springen und an diesen Traumstrand schwimmen.

Wenig später ankern wir dann in der Bucht von Le Marin. die ist gut gefüllt mit großen und kleinen Segeljachten. Und während unsere Steuerfrau mit den Pässen im Dingi an Land fährt, um die "Immigration" zu erledigen, sind wir schon wieder im Meer. 

Auch wenn wir am Ziel angekommen sind: Der Törn endet erst am nächsten Tag - heute Abend ist Kapitänsdinner angesagt! Das Schöne daran ist die Tatsache, dass es keinerlei Dresscode gibt, und niemand erscheint im Smoking oder rückenfreien Abendkleid. Zur Begrüßung gibt es Cocktails und ein paar kleine Reden, vom Kapitän und einigen Mitreisenden. Und dann serviert uns die Crew DEN kulinarischen Höhepunkt der Fahrt. Ihr erinnert euch noch an die Thunfischfilets? Nun, die kommen heute in Form perfekt und sekundengenau gebratener, saftiger Steaks auf den Tisch. Wir sind uns alle einig, dass wir noch nie vorher derartig leckeren Thunfisch auf dem Teller hatten.

Wir feiern dann alle unseren gelungenen Törn bis weit in die Nacht. Und als wir uns in unsere Kojen verholen, schwingt neben der Meeresdünung auch eine gehörige Portion Abschiedsschmerz mit, denn morgen früh heißt es für uns: Adieu, Twister!

 

Im Anschluss an diesen Törn blieben wir noch 7 Tage auf Martinique - fantastisch, erlebenswert, wunderschön und abwechslungsreich! Aber das dort Erlebte passt eher nicht zum Thema dieser Seite - daher nur soviel: Diese Insel lohnt sich auf jeden Fall! Und die Fahrt mit einem Boot, das uns am letzten Tag noch zu einer großen und sehr kontaktfreudigen Delfinschule gebracht hat, war ein schöner Abschluss unseres Aufenthaltes auf Martinique. 

 

 

Ein letztes Fazit:

 

Auf einem Traditionssegler mitzufahren, ist immer wunderschön, und wir freuen uns jetzt schon wieder auf unseren diesjährigen Törn mit der Hendrika Bartelds, der im Mai stattfindet. Aber mit einem Segelschiff durch die Karibik zu fahren, bei (durchaus angenehmen) tropischen Temperaturen, dabei so vielfältige, interessante und exotische Orte zu besuchen, im warmen, glasklaren Wasser zu baden, neue Kulturen, Speisen und Getränke auszuprobieren, mit Menschen aus den verschiedensten Ländern in Kontakt zu kommen und sich dabei unbewusst von dieser überall präsenten karibischen Gelassenheit tragen zu lassen - das ist einmalig schön.

Und das Wichtigste: Sich allein vom Wind tragen zu lassen, jede Welle zu spüren, im Team mit den Mitsegelnden selbst mit Hand anzulegen beim Segel setzen, um voran zu kommen - das ist es! Dafür lohnt sich die weite Reise!