Tag 7, 8 und 9
Am Morgen nach der Fete bin ich dennoch zeitig wach und gehe wie gewöhnt noch vor dem Frühstück von Bord, um wieder ein "Guten-Morgen-Hendrika-Bild" zu schießen. Und da wir nicht sofort nach dem Frühstück ablegen, bleibt noch ein wenig Zeit für einen kurzen Bummel durch den kleinen Ort.
Dann endlich wieder auf See! An Backbord querab ein ähnlich getakeltes Schiff wie unseres. Leider kann selbst mein Teleobjektiv nicht ausmachen, um welches Schiff es sich handelt. Und später kreuzt auch wieder die LOVIS wieder unseren Kurs - und diesmal eindrucksvoll unter Segeln. So reine Luftlinie ist das Ziel, das wir heute ansteuern, nicht allzu weit weg. Aber wir sind ja zum Segeln hier, also kreuzen wir bei einem ordentlichen Püster über die Ostsee, fahren Halsen und Wenden und haben wieder jede Menge Spaß. Offenbar ist man auf der LOVIS ähnlich unterwegs, wir begegnen ihr ein paar mal. Man sieht auf den Fotos genau, wie schwer der Zweimaster durchs Wasser stampft.
Wären wir feindliche Kriegsschiffe gewesen, hätten wir sie hier schön von vorn bestreichen können. Kurz darauf kreuzte sie unser Heck - da hätte es dann ordentlich was für uns gegeben... Aber glücklicherweise waren wir friedlich unterwegs, und so bleib es beim freundlichen Hin- und Herwinken.
Am Nachmittag machen wir am Kai von Lyø fest. Der Ort, welcher der Insel seinen Namen gab, gilt als eines der schönsten Dörfer Dänemarks.
Durch unser Erscheinen vergrößern wir die Einwohnerzahl dieser 6,05 km² großen (oder besser gesagt kleinen) Insel um ein Drittel - lt. Wikipedia leben dort 95 Einwohner.
Die wichtigste Sehenswürdigkeit sind die "Klokkestenen", ein altes Hünengrab.
Aber auch so bietet der Ort ein paar reizvolle Fotomotive, und das alles bei strahlenden Sonnenschein.
Am nächsten Vormittag legen wir wieder unter Segeln ab. Zwar haben wir hier bedeutend weniger Zuschauer als in Flensburg, aber für mich ist es wieder genauso aufregend.
Heute steuern wir wieder deutsche Gewässer an - unser Ziel ist das Ostseebad Damp. Zeit, mal wieder in die Wanten zu steigen. Von oben schaue ich auf meinen Lieblingsplatz, und kurz darauf bin ich auch wieder im Klüvernetz. Aber jetzt erst mal die Aussicht von hier oben genießen!
Dann wird wieder die Brefock (auch Breitfock) gesetzt, und das schaue ich mir diesmal aus dem Klüvernetz an. Ist schon ein ordentlich großes Taschentuch, und es braucht reichlich Leute, um es hochzuziehen. Aber es braucht eben nicht alle an Bord, daher habe ich kein schlechtes Gewissen, dass ich mir die Show von meinem Lieblingsplatz aus anschaue.
Das Ostseebad Damp sollte unser letztes Ziel werden, bevor wir wieder in Kiel anlegen. Der Hafen von Damp liegt hinter einer relativ engen Einfahrt, und es nötigte mir Respekt ab, mit welcher Souveränität unser Skipper die Hendrika dort hineinmanövrierte.
Geht man dann von Bord und in den Urlauberort hinein und blickt zurück, sucht man erst einmal die HENDRIKA - vor lauter Segeljachten sieht man sie nicht sofort. Aber mit der richtigen Blickachse hat man unseren Dreimaster wieder exklusiv vor der Linse.
Mein morgendlicher Spaziergang beschert mir diesmal ein paar noch müde wirkenden Möwen, die sich aber gut auf meinen Bildern machen. Als es dann losgeht, bin ich wieder restlos begeistert, denn wir legen wieder unter Segeln ab. Und das bei diesem engen Hafen, Respekt, Skipper!
Und so beginnt leider schon die letzte Etappe - es geht zurück nach Kiel. Aber diese Fahrt bietet nochmal ein ganz besonderes Highlight. Der Wind ist nur ein Windchen, uns so lässt der Skipper nahezu alle Segel setzen, dann wird das Motorschlauchboot zu Wasser gelassen, und wir werden von unserer Matrosin rund ums Schiff gefahren. Einmalig schön - die Fotoapparate klicken um die Wette, Smartphones filmen und wenig später sind die ersten Clips bei Facebook hochgeladen. Klar, ich mache da auch mit, nehme mir aber auch die Zeit und genieße einfach diese schönen Bilder.
Dann sehen wir die LOTH LORIEN (gebaut als Logger, 1989 Umbau zur Stagsegelketch, 2009 umgeriggt zum Dreimast-Gaffelschoner, unter holländischer Flagge fahrend), und dort hat man offenkundig den gleichen Spaß - auch dort umkreist ein Schlauchboot das Schiff.
Leider schläft dann aber der Wind restlos ein, so dass wir alles Tuch runterholen und mit Motorkraft das letzte Stück in den Kieler Hafen fahren. An Bord bricht währenddessen hektische
Betriebssamkeit aus: Sachen packen, Kabinen räumen, Klar Schiff machen überall. Alle packen mit an, und so kommt erst beim Anlegen am Hafenkai von Kiel erste Wehmut auf - ist die herrliche Woche
doch schon vorbei.
Mein persönliches Fazit: Das Frühjahrssegeln auf der HENDRIKA BARTELDS war für mich ein unglaublich schönes Erlebnis! Da hat einfach alles gestimmt, alle
meine Erwartungen haben sich erfüllt und wurden übertroffen, und ich bin mir sicher, dass ich das zwar zum ersten, aber keinesfalls auch zum letzten Mal mitgemacht habe.
Dass diese Prognose richtig war, kann man im Reisebericht des Folgejahres nachvollziehen...