Tag 3
Heute klingelt mein Wecker zeitiger als sonst - mein Arbeitsteam hat Frühstücksdienst. Ach ja, die Arbeitsteams: Wir haben ihnen in diesem Jahr die Namen berühmter Seefahrer gegeben. Ich bin im Team "Drake", die anderen Teams heißen "Kolumbus", "Magellan", "Cook" und "Barents".
Nach dem Frühstück bleibt noch ein wenig Zeit für einen kleinen Landgang und ein paar morgentliche Fotoimpressionen, und dann geht es bald wieder los. Kurz nach dem Ablegen wird der Motor ausgemacht und wir setzen Segel. Es wird ein sehr intensiver, arbeitsreicher Segeltag, wir fahren u.a. 8 Wenden und gefühlt alle 5 Minuten werden Mars und Brahm gesetzt und wieder eingeholt. Ich bin zweimal am Ruder, darf dabei eine Wende fahren (da gilt es mächtig am Rad zu drehen, im wahrsten Sinne des Wortes!) und binde am Ende der Segelphase unter Adams Anleitung gemeinsam mit unserer ältesten Teilnehmerin die Vorsegel ein.
Gegen 20.00 Uhr legen wir bei herrlicher Abendsonne in Sønderborg vor dem Schloss an - wir sind in Dänemark. Über dem Schloss weht keine Fahne; die Königin ist also nicht da, aber das ist sie bisher nie gewesen, wenn wir dort festgemacht haben.
Unser Abend an Bord ist dennoch wieder sehr schön, auch wenn man merkt, dass der Tag recht anstrengend war; die Messe leert sich noch vor Mitternacht doch erheblich.
Tag 4
Am nächsten Tag gehen schon nach dem Leinen loswerfen die Segel hoch; mit viel Optimismus geht es in Richtung Flensburg, unserem heutigen Ziel. Alle, die vor zwei Jahren mit dabei waren, erinnern sich an die schöne Fahrt in die Flensburger Bucht, als wir uns in 18 Wenden gegen den Wind behaupteten.Und es geht auch lustig los, wie schon gestern werden alle paar Minuten die beiden Rahsegel gesetzt und wieder eingeholt. Die Steuerfrau meinte dann plötzlich, ich solle mir jetzt mal genügend Leute suchen, die entsprechenden Stationen besetzen und dann die Fock setzen. Das geht doch ziemlich stockend und nicht wirklich gut; aber irgendwann ging die Fock dann hoch. Als dieses Segel später wieder eingeholt wird, klappt es schon besser.
Doch leider spielt dann der Wind gar nicht mehr mit, er bläst zum einen heftig und zum anderen immer aus der denkbar falschesten Richtung, so dass wir bald schon schweren Herzens die Segel einholen und unter Motor am Nachmittag am Flensburger Hafenkai festmachen.
Ein Gutes hat es ja: Wir haben etwas Zeit für die wunderschöne Stadt Flensburg (offene Läden locken...) und vor allem für den Hafen. Ok, nicht alle haben Zeit zum Shopping - das Team Magellan hat heute Abendbrotdienst und diesmal richtig viel zu tun, denn es gilt, Unmengen an Spargel zu schälen.
Mein Blick geht sofort zu einem Gebäude ganz in der Nähe: Das Schifffahrtmuseum! 2015 war leider keine Zeit, ihm einen Besuch abzustatten, um so größer ist die Vorfreude auf den nächsten Morgen, denn der Skipper hatte mit 12:00 Uhr eine Ablegezeit genannt, die eine´Visite des Museums nach dem Frühstück ermöglicht. Jetzt aber erst einmal eine kurze Stippvisite auf der Einkaufsmeile - besonders der kleine, aber feine Laden mit dem Namen "Braasch's Rum" ist hier stets ein lohnendes Ziel. Und ich entdecke den Mittelpunkt von Flensburg.
Beim Abendessen loben dann alle die "Magellans" und natürlich Klaus, unseren Smutje, denn der Spargel und die Schnitzel dazu sind ein Festessen!
Nach dem Abendessen ist es draußen noch immer hell, und in der Abendsonne wird der Museumshafen inspiziert, zumindest der Teil, der von außen begehbar ist, denn die Tore zum inneren Gelände haben sich schon geschlossen. Aber auch da hoffe ich auf den nächsten Tag. Doch das, was zu sehen ist, ist reichlich genug für diesen schönen Abend. Da liegt zum einen die SIGANDOR, ein Zweimastschoner, und dahinter ein weiterer Zweimaster, die Galeasse RYVAR. Viele schmucke kleine Segelschiffe, alt und zumeist liebevoll gepflegt, liegen daneben. Und dann ist da natürlich der alte Ladekran, eine Replik aus dem 18. Jahrhundert, der mich bereits bei meinem ersten Besuch hier fasziniert hat, steht doch ein ganz ähnlicher Kran in meinem Papegojan-Diorama.
Witzig ist auch die Hafenordnung...
Im hinteren Bereich des Museumshafen liegen einige wrackähnliche Schiffe, bei denen sich unwillkürlich das Wort "Seelenverkäufer" aufdrängt. Aber auch hier sieht man zumindest teilweise Spuren von Restauration und Neuaufbau; ich wünsche den Schiffsbauern im Stillen alles Gute und viel Erfolg.
Die Sonne verschwindet langsam, und das Licht der Abenddämmerung zaubert eine ganze eigene Stimmung. Und während zwei meiner Segelfreunde ihre mitgebrachten Drohnen starten, um unsere HENDRIKA auch einmal von oben aufs Bild zu bekommen, experimentiere ich ein wenig mit meiner Kamera und dem neuen Weitwinkelobjektiv.
Mein Lieblingsbild aber wird das hier: