März 2025 - Ein Traum wird wahr!
Ein Segeltörn in der Karibik - dieser Traum lebt schon lange. Für den Jahreswechsel 2020/2021 war schon alles fest gebucht - die Geschichte wurde dann von einer chinesischen Fledermaus verändert...
Nun endlich hat es geklappt. Drei Wochen in der Karibik und mittendrin in diesem tollen Urlaub eine Woche auf dem Zweimastschoner Twister. Es war so unglaublich schön.
Damit sich der lange Weg lohnt...
Für 7 Tage mal eben um die halbe Welt fliegen? Och nö, das muss sich schon lohnen. Also wurde der Segeltörn "eingepackt" in einen Davor- und einen Danach-Urlaub. Zuerst wurde daher die Insel Grenada angesteuert. In einer kleinen, sehr familiär geprägten Lodge in einer kleinen Bucht direkt am Meer ließ es sich wunderbar aushalten. Aber nur am Strand rumliegen und Cocktails schlürfen? Ja, auch, aber nicht nur - die Insel wurde auch erkundet, eine noch nach alter Tradition betriebene Rumdestillerie besucht, ein Nationalpark mit schönen Wasserfällen bewandert und viel über die wichtigste Pflanze der Insel, die Muskatnuss, gelernt. (Sie findet sich übrigens in der Nationalflagge von Grenada.)
6. März 2025
Am fünften Tag ging es dann aber endlich an Bord.
Am zeitigen Nachmittag trafen wir uns mit einigen anderen Mitsegelnden, mit denen wir über eine WhatsApp-Gruppe schon in Kontakt standen, in einer Strandbar an der Prickly Bay. Engländer, Holländer, US-Amerikaner - eine bunte Mischung, und alles nette Leute, das wurde schnell deutlich. Schon bald kam das Beiboot der Twister - man nennt es dort das Dingi - und brachte erst unser Gepäck und dann uns an Bord. Wir hatten die Twister schon gesehen, zuletzt im vorigen Jahr in Kiel, am letzten Tag unseres Törns mit der Hendrika Bartelds. Aber jetzt lag sie da so frei vor Anker - ein traumhaft schöner Anblick.
Die Twister ist ein Zweimastschoner, fährt unter holländischer Flagge und hat in Harlingen am IJsselmeer ihren Heimathafen. Ihre Reise in die Karibik begann am 2. Januar in Rotterdam. Von dort ging der erste Törn nach Lissabon, dann von dort nach Paramaribo (Hauptstadt von Surinam). Von Südamerika ging es dann nach Grenada, wo wir nun an Bord kamen. Bemerkenswert fanden wir, dass es 6 Passagiere gab, die bereits seit Rotterdam auf dem Schiff waren, darunter ein holländisches Ehepaar, sie 81, er 84. Respekt! Jessica und ich waren die einzigen deutschen Passagiere, ansonsten waren es etwa gleich viel Engländer und Holländer sowie zwei Leute aus den Staaten. Der Kapitän, Floris, ist Holländer, seine mitreisende Ehefrau Deutsche. Die Steuerfrau (NL), die Matrosin (D) sowie die Smutje und ihre Gehilfin (beide NL) waren die Crew, die für unser Wohl sorgte. Ach ja, und es gab noch zwei Mitreisende - die Kinder des Kapitäns (5 und 1). Und so war dann die Bordsprache zumeist englisch, aber eben auch holländisch oder deutsch, denn alle Crewmitglieder kamen auch damit zurecht.
Schon nach kurzer Zeit stellten wir erleichtert fest, dass man wirklich alle Menschen an Bord nur als angenehm, toll und freundlich beschreiben konnte. Es versprach also, eine superschöne Fahrt zu werden. Und so war es dann auch.
Dieses Schiff würde nun also unsere Heimat für die nächsten 7 Tage sein.
Zur Begrüßung gab es Drinks und Snacks, dann bezogen wir unsere kleine, enge, aber dennoch sehr gemütliche Kabine. Aber vorher musste der Bonden natürlich erst mal... Na was schon?
"Geh ans Ruder, Bonden!" Menschen, die diese Homepage schon länger kennen, wissen Bescheid...
Kurze Zeit später wurde dann das Abendessen serviert. Alle Mahlzeiten wurden übrigens an Deck eingenommen - Wenn alle ein wenig zusammenrückten, hatten wir alle gut Platz - na ja, und das Wetter war sowieso immer sonnig-gut.
Der erste Abend an Bord war schon mal schön, und wir waren gespannt auf die kommenden Abenteuer.
7. März 2025
Am nächsten Morgen gibt es niemanden, der das Frühstück verschläft. Man nimmt sich etwas vom Buffet, holt sich einen Kaffee oder macht sich einen Tee - und Tee wurde viel getrunken, es waren schließlich einige Engländer an Bord! - und beginnt den Tag entspannt und ruhig. Wer Lust hat, springt erst mal ins Meer und schwimmt eine Runde.
Dann aber geht es endlich los! Unser heutiges Ziel heißt Union Island, der Kurs ist klar abgesteckt.
Anker auf und das erste Segel geht hoch - hurra! Bald ist alles Zeug gesetzt, und die Twister unter Segeln ist ein fantastischer Anblick!
Man sieht auf dem einem Foto übrigens das Sicherungsnetz, dass immer auf der Leeseite angebracht wurde. An diesem Tag war es noch nicht so heftig, aber einige Male fehlten da gefühlt nur wenige Zentimeter, dass die Reling die Wasseroberfläche kratzte.
Was niemanden verwundern wird, der uns kennt: Wir ziehen natürlich immer mal wieder Vergleiche zu unserer guten alten Hendrika Bartelds. Die Twister hat schon einige Besonderheiten aufzuweisen, die wir so noch nicht kannten. Da wären zum einen die Winschen zum Bedienen der Schoten der Vorsegel. Man sieht sie auf dem zweiten Bild im vorigen Posting - die flaschenartigen dunklen Dinger auf dem Vordeck. Mit denen kann man locker zu zweit jede Schot schnell und präzise trimmen.
Was auch neu für uns war, sind die sog. Strecker. Die gibt es sowohl für die drei Vorsegel als auch die beiden großen Schonersegel. Und das funktioniert so: Zuerst wird am Fall (bei den Vorsegeln) bzw. an der Klau und der Piek beim Segelsetzen so lange gezogen, bis es kräftemäßig nicht mehr weiter geht. Dann belegen, festmachen, und jetzt kommt der Strecker ins Spiel, eine zusätzliche Talje, mit der der letzte Meter beim Hochziehen des Tuchs locker von zwei bis drei Leuten erledigt wird.
Und wenn wir beim Vergleichen mit unserer Hendrika sind: Unser Lieblingsort ist hier wie da genau so schön: Das Klüvernetz! Es ist einfach nur unglaublich schön, da drin zu liegen, jede Schiffsbewegung intensiv zu erleben, die geblähten Segel vor sich zu sehen und dieses unendliche Gefühl von Freiheit zu spüren, was einen bei so einer Fahrt unwillkürlich befällt.
50 Seemeilen später sind wir am heutigen Ziel angekommen und lassen in einer geschützten Bucht vor Union Island den Anker fallen. Das war übrigens bei jedem Halt so: Die Häfen sind allesamt zu flach für unser Schiff, und oftmals gibt es auch nicht mal wirklich größere befestigte Kais, so dass wir stets etwas weiter draußen ankern. Und kaum ist der Anker gefallen, wird das Türchen in der Reling geöffnet, und dann: Ab ins Meer! Glasklares Wasser, 26°, keine Haie.
Später dann - auch das dann jeden Abend! - ein herrlicher Sonnenuntergang über dem Meer. Klar doch, da muss noch ein Segelboot in die Szene fahren - das grenzt dann wieder mal an Kitsch.
Nach dem Abendessen steigt dann noch eine Party - Paul, einer der Engländer, hat Geburtstag. Es entwickelt sich eine fröhliche (und ziemlich feuchte) Feier.
Und am nächsten Morgen gibt es eine tolle Überraschung...
8. März 2025
Überall, wo wir ankerten, kamen irgendwann mehr oder weniger viele Bumboote. Obst, Gemüse, Schmuck... das Angebot war vielfältig.
An diesem Morgen, noch vor dem Frühstück, klopfte ein einheimischer Fischer bei uns an die Bordwand und präsentierte stolz seinen Fang: Drei Thunfische! Lotus, unsere Smutje, war sofort begeistert und kaufte alle drei. Der Fischer hat dann die Thuns gleich auf seinem Boot sauber filetiert, und als er die erste Karkasse über Bord warf, hat Lotus heftig interveniert und ihm die anderen beiden auch noch abgekauft.
Die Filets hat sie sofort eingefroren, von den Köpfen und dem Rest wurde dann zum Mittag eine wunderbare Suppe mit ganz viel Gemüse gekocht. Was mit den Filets passierte? Davon wird später zu berichten sein.
Nach dem Frühstück im Sonnenschein geht es dann auch bald los, und beim Segelsetzen packen natürlich wieder alle mit an.
Heute heißt das Ziel Tobago Cays. Es ist wieder ein herrliches Segeln, nur unterbrochen von kurzen Motorphasen, weil der Wind eingeschlafen ist.
Tobago Cays - ganz ehrlich, mehr Karibik geht nicht. Weißer Strand, Palmen bis ans Ufer, ein Leguan schaut mal vorbei, und wir entdecken das Schnorcheln für uns. Aber sowas von faszinierend auch! Die Vielfalt an Fischen in allen Farben und Größen ist unglaublich.
Abends dann das nächste Highlight: Ein Barbecue am Strand! Fisch, Fleisch, Langusten, Gemüse... Dazu der unvermeidliche und wieder tolle Sonnenuntergang - ich merke grad beim Tippen dieser Zeilen, wie sehr ich mich dorthin zurück wünsche...
9. März 2025
Ein neuer Tag. Kurz nach 8 geht's wieder los.
Das Großsegel bekommt erst mal ein Reff gesteckt, welches wir aber später wieder ausschütteln. Windstärke 4, wir machen so locker 7 Knoten.
Natürlich wieder ganz viel Sonnenschein, wir sehen jede Menge fliegende Fische und auch zwei Meeresschildkröten auf dem Weg zu ihren Laichplätzen. Wir durchqueren ein großes Seegrasfeld, auch beeindruckend - man hat den Eindruck, man kann darauf spazieren gehen.
Am Nachmittag ankern wir vor Bequia, in der Admirality Bay. Ein kurzes Bad im Meer, dann lassen wir uns, zusammen mit einigen weiteren unternehmungslustigen Mitreisenden, vom Beiboot zur "Floating Bar" bringen. Der Parkplatz dort sieht interessant aus - ja, es ist eine schwimmende Bar, man kommt nur mit dem Boot hin. Die Stimmung dort ist phänomenal und das Publikum international. Ich komme mit einem Kanadier ins Gespräch und staune, dass er mein seltsames Englisch versteht - ob es an meinen verbesserten Sprachkenntnissen oder doch eher an den leckeren Cocktails liegt, sei mal dahingestellt - wir hatten jedenfalls dort jede Menge Spaß!
Auch dieser Tag war wieder wunderbar! Und die Sonnenuntergänge sind jeden Abend fantastisch.