Baubericht Papegojan, Kapitel 24: Endspurt


 

Das Wochenende fängt gut an. Die Brassen der Großrah sind angebracht, alles Tauwerk für die Großrah ist steifgeholt und ordentlich vertäut, die Fockrah braucht nur noch die Brassen; Toppnanten, Fall und Rack sind dran.
Aber für's Auge gibt es heute mal etwas Kleines: Wenn das laufende Gut komplett ist, bleibt ja noch ein bissel was am Rumpf zu tun, was ich extra aufgespart habe, damit ich nicht alle Nase lang bestimmte Teile wieder abreiße aus Versehen, wenn ich den Rumpf festhalte, um irgendwelche Taue zu ziehen. So auch die Anker. Die sind zwar nahezu fertig, warten aber geduldig auf ihre Montage. Weiter vorn hatte ich ja bereits schon mal das Kleeden eines Ankerringes gezeigt. Hat mir aber nicht so richtig gefallen, also hab ich es nochmal gemacht.  Beim Durchstöbern meiner ständig wachsenden Sammlung an Teilen, die so übrig bleiben oder gekauft worden sind, dann aber doch nicht benötigt wurden, fiel mir eine Tüte "Püttings mit Rüstjungfern 5mm" in die Hände. Jo, dachte ich - das sind wunderbare Ankerringe! Also in den kleinen Schraubi gespannt, helles Takelgarn 0,25 mm abgeschnitten und angefangen mit Kleeden.
Dann die überflüssige "Nase" des Püttingringes abgeschnitten, den Ring am Anker befestigt und das Ankertau angebracht. Jepp, das passt, finde ich!

Das Ankertau ist übrigens Morope-Garn; da hatte mir mal jemand eine kleine "Kostprobe" geschenkt. Ich habe dieses dann ankertauwürdig eingefärbt. Gut, dass ich früher mit Revellfarben gearbeitet habe. Denn wer mit Revellfarben arbeitet, hat sicher auch die Revell-Verdünnung da. Ich hatte gleich zwei Flaschen. Die eine für die Erstreinigung der Pinsel, die zweite dann für das Sauberspülen. Nun, die erste Flasche zeigte bald eine ziemlich trüb-dreckige Brühe. Morope ist bekanntlich Kunststoffgarn, und das hat ganz wunderbar diese Brühe angenommen. Meine Überlegung dabei war, dass so ein Ankertau alles andere als sauber ist. Ständig im Wasser und in Berührung mit dem Schlamm und Dreck des Ankergrundes, und ansonsten wird das Ende, welches auf Fahrt außen sichtbar ist, von der Sonne ausgebleicht. Diesen Effekt habe ich mit der dreckigen Verdünnung gut hinbekommen.

 

Es geht so langsam dem Ende zu. Der heutige Werfttag in Kurzform:
- Fockrah fertig.
- Fockbramrah fertig.
- Großbramrah bis auf die Brassen fertig.
Hört sich sooo wenig an - aber erfahrene Schiffchenbauer haben sicher eine Vorstellung vom Umfang der damit verbundenen Arbeiten. Ich hab u.a. so an die 30 Blöcke eingebunden, nur um mal eine Zahl zu nennen. Allein das ist sehr zeitintensiv und auf Grund der Tatsache, dass es dabei ausnahmslos 2mm-Blöcke waren, auch eine ziemlich fitzelige Fummelei.
Das Problem, welches ich weiter vorn bereits bei der Besanrah hatte, stand heute auch bei den beiden Bramrahen an: Im Original läuft das Fall durch ein Scheibgatt - ich benötigte dafür jeweils ein Loch in der Bramstenge. Die Bauanleitung schweigt sich dazu aus - nur wenn man weiß, dass da ein Loch in das dünne Rundholz muss, erkennt man das auch auf der Zeichnung. Wieder was gelernt für das nächste Shipyard-Modell!
Wenn ich mir jetzt das heutige Ergebnis so ansehe, kann ich gar nicht glauben, dass ich das war. Und nirgends was abgerissen oder abgebrochen oder anderweitig zerstört, und wider Erwarten selbst die kniffligsten Aufgaben irgendwie gelöst - ganz ehrlich, heute bin ich mir selbst ein bissel unheimlich.Klar hab ich auch wieder hier und da Fehler gemacht bzw. ein, zwei Mal im vollen Bewusstsein abweichend von Bauplan, Mondfeld und Co. agiert.
Und lustige Pannen gab es auch: So zum Beispiel bei der Großbramrah. Ich hab vorbereitend alle Blöcke eingebunden, wie gesagt, alles 2mm-Blöcke, und alle in 0,1mm-Takelgarn. Ausnahme war der Block für das Fall. Der bekam ein längeres Stück 0,25mm-Garn spendiert. Da lag nun das ganze Block-Tau-Gerassel, und es ging los mit der Montage. Als ich dann das Fall anbringe wollte, war das Teil weg. Erst dachte ich, es war nur runtergefallen, aber beim Durchzählen der noch auf Verarbeitung wartenden eingebundenen Blöcke stimmte die zu dem Zeitpunkt erforderliche Gesamtzahl. Ja, und dann sah ich es: Ich hatte an einer Rahnock genau diesen Block angebracht und das "viel zu lange" Ende abgeschnitten. Zum Glück ist weder an 2mm-Blöcken noch an 0,25mm-Takelgarn bei mir Mangel.
 Das "in Szene setzen" des Modells macht dann nach so einem langen Werfttag auch nochmal Spaß.
Ach ja: Die Flaggenmasten sind nur provisorisch angebracht, daher auch speziell der am Fockmast etwas schief - das wird noch besser.