So, und das erste Tau wurde auch angebracht: Das Backbord-Seitentakel des Fockmastes. Muss aber noch ordentlich befestigt werden.
Anmerkung 2016: In dem Forum, in dem dieser Bericht früher stand, bekam ich an dieser Stelle den Hinweis, dass ich den Block für das Seitentakel falsch herum angebracht habe. Genau, da
hatte ich Mist gebaut. Da ich aber nicht das gesamte Rüstbrett abreißen wollte deswegen, habe ich es so gelassen, aber natürlich bei den weiteren Rüstbrettern darauf geachtet, es richtig zu
fertigen, allerdings insgesamt in einer leicht vereinfachten Version; am Besan habe ich mir die Seitentakel gespart, da auf solch etwas kleineren Schiffen dieses dort auch in echt nicht immer
gefahren wurde.
Normalerweise war das Seitentakel nur in der Rüste eingehakt und nicht untrennbar verbunden. Richtig wäre gewesen, statt des Blocks einfach eine Öse in das
Püttingseisen einarbeiten, den einfachen Block in ein Tau einbinden, dabei auf beiden Seiten eine Öse im Tau bilden. In eine der Ösen wird ein Haken angebracht. Dieser ist wiederum in der Öse auf
der Rüste eingehakt. Das andere Ende des Takels liegt oben über dem Masttop. Dieser so genannte Hanger hatte die gleiche Stärke wie die Wanten und ging vor diesen über den Mast. Es hängen also
zwei Strippen pro Seite runter = 2 Arbeitstakel pro Seite. In eine Strippe kommt ein Doppelblock in die andere ein Violinblock. An der freien Öse des Einfachblocks (in der zweiten sitzt der
Haken) wird nun der eigentliche Flaschenzug befestigt. Von dort geht er über den Doppel-/Violinblock, unten durch den Einfachblock, wieder durch den Doppel-/Violinblock und kann schließlich unten
am Einfachblock belegt werden. Man benötigt also noch einen zweiten Ring in der Rüste.
So, Ende des kleinen Ausflugs in die Takelkunde.
Heute nun die ersten beiden Wantenpaare. Puh, da muss man sich aber auch erst mal ranarbeiten! Erster Versuch ging so: Schwarzes 0,5er Takelgarn abgeschnitten, mittig eine Schlaufe gelegt und die
ordentlich gebunden. Dann über den Masttop gelegt und anschließend die untere mit der oberen Rüstjungfer mitels 0,1er Takelgarn (ist im Original ein beiger Ton, kommt hier nur so weiß rüber)
verbunden. Dann versucht, das Wantende um die obere Rüstjungfer zu legen und einzubinden.
Das ging irgendwie gar nicht. Also wieder runter das ganze und nachgedacht. Und bumms war die Idee da! Und die sah so aus:
Die Bilder der Bauanleitung, die das Takeln zeigen, sind ja im Maßstab 1:1, also war das eine gute Arbeitshilfe.
Und das Ergebnis erfreut mich, auf der Basis werde ich weitermachen. Das zweite Wantenpaar habe ich dann gleich so gefertigt.
Nun wartet zwar noch jede Menge Arbeit auf mich, bis die Wanten alle stehen, aber der Anfang ist gemacht, die Technik ist klar, nun sollte es zügig voran gehen.
Wenige Stunden später:
Wenn einem die eigene Arbeit nicht so hundertprozentig gefällt und man vor allem der Meinung ist, dass man es noch besser machen kann, dann sollte man das tun, gelle? Und also tat ich es.
Die Wanten am Fockmast waren schon gesetzt, aber aus mehreren Gründen sind sie nun wieder weg. Ein Grund war der Abstand von unterer zu oberer Rüstjungfer. Erschien mir irgendwie zu groß. Was
aber noch schwerer wog, war mein Ärger darüber, dass ich meinen Mondfeld zwar neben mir zu liegen habe und da auch regelmäßig reinschaue, aber aus mir unerfindlichen Gründen einen ganz wichtigen
Hinweis daraus nicht beachtet habe: Die Zurring am Ende der Wanten - meine Freihandzeichnung, der Abbildung aus dem Marquardt nachempfunden, zeigt es deutlich.
Und das 2. Bild hier zeigt deutlich, wie es aussieht, wenn man genau das nicht beachtet. Die beiden Jungfern links hängen da in der Schlaufe wie ein Schluck Wasser; die korrekt eingebundenen
Teile rechts daneben schauen deutlich besser aus.
Bemerkenswert bei solchen Aufnahmen ist immer die Größendimension. Das Taljereep, also das Tau zwischen den Jungfern, ist 0,1mm dünn und vermittelt hier den Eindruck einer mittelschweren
Wäscheleine. Und ich hab auch vergessen, es zu wachsen - auch das wird nur bei diesen Nahaufnahmen sichtbar.
Grund 3 für den "Rückbau" war aber noch gravierender: Ich habe mich mit dem Takelplan der Papegojan beschäftigt und dabei gesehen, dass da einiges Tauwerk nach Vorstellung der Shipyard-Leute
einfach an die Relingpfosten geknüppert werden soll. Aber offenbar nur bei diesem Maßstab - es gibt ja das gleiche Schiff bei Shipyard auch in 1:72, und da hat die Reling aufgesteckte Belegnägel.
Gefällt mir viel besser - also warum soll das in 1:96 nicht auch gehen? Also Wanten runter, Löcher in die Reling gebohrt, 16 Drahtenden á 3mm abgeschnitten, mit Ponal Turbokleber versehen in die
Löcher gesteckt und dann so angemalt, dass durch etwas mehr Farbe am oberen Ende die Form von Belegnägeln entsteht.
So, und nun auf ein Neues mit den Wanten!
Ach ja: Bindet man die Jungfern richtig in die Wantenenden ein, kann man viel besser die richtige Höhe der oberen Rüstjungfern einstellen und kann auf meine zwar witzige, aber leider doch nicht
so ganz genaue Methode verzichten, die ich weiter oben beschrieben habe. (Die alten Takelexperten unter euch wissen das natürlich, aber ich bin ja gewissermaßen ein Novize in diesen
Dingen.) Man lernt eben nie aus - ein Glück auch!
Also habe ich tapfer weitergewerkelt. Nach ein paar misslungenen Versuchen standen dann endlich die Fockwanten - und das so, dass ich mir sage, ok, das lassen wir jetzt so, das ist gut!
So sieht es also jetzt aus - und das 2. Bild dann noch zur Verdeutlichung, von welcher Größe wir hier reden.
Überstehende Tauenden werden natürlich noch gekürzt, und selbstverständlich laufen die Enden der Taljereeps noch frei, da erst mal die gesamte untere Etage mit stehendem Gut versehen werden
soll und erst dann alles straff und endgültig gezurrt wird.
Nach den üblichen Regeln kommt jetzt also das Fockstag. Und ab jetzt halte ich mich hinsichtlich Lob für Shipyard mal zurück: So toll wie der Bausatz ist, die hohe Passgenauigkeit der Teile
beispielsweise, so sehr sehr kritisch wird es bei der Umsetzung der Takelpläne. Doppelblöcke sieht der Bausatz zum Beispiel gar nicht vor. Die einzigen Blöcke mit mehr als einer Scheibe sind die
Dreifach-Kardeelblöcke, die ich mal weiter vorn vorgestellt habe. Ansonsten also nur Einfachblöcke, Violinblöcke und Topnantenblöcke - dass das nicht geht, sieht man schon am Fockstag. Hier meine
erste Variante, so wie im Takelplan vorgesehen, mit einem einfachen Block.
Als ich mir das dann in Ruhe angeschaut habe, war mir sofort klar, dass das so nicht richtig sein kann. Also im Mondfeld und in anderen Büchern und Bauberichten geblättert. Und danach mit einem
Doppelblock versucht; da hab ich mal auf Verdacht ein paar gekauft.
Schon besser, aber noch nicht richtig. Mondfeld zeigt ja auf Seite 313 die einzelnen Varianten, und auch der Herr Hoeckel schreibt in seinem Buch "Modellbau von Schiffen des 16. und 17.
Jahrhunderts" von Dreifachblöcken, Dodshoofden, Jungfern mit 5 Löchern oder Blöcken mit 5 Löchern. Und siehe da, nach heftigem Kramen in meiner "frühere-Modelle-Reste-Kiste" fiel mir ein Tütchen
Dreifachblöcke in die Finger! Und damit ging es dann an Variante Nummer 3 - und die isses jetzt.
Ok, weil es so schön ist, machen wir am Großmast weiter.
Hier hatte ich mir vorgenommen, es diesmal mit dem Seitentakel besser zu machen. Auch hier war wieder das Studium von Mondfeld und Co. eine große Hilfe. Ich durfte lesen, dass bei kleineren
Schiffen - und als ein solches betrachte ich meine Papegojan - keine doppelten Seitentakel gefahren wurden - also im Prinzip schon so, wie ich es am Fockmast - dort allerdings fehlerbehaftet -
gebaut hatte. Mondfeld Seite 297 zeigt das sehr schön, wie das dann auszusehen hat - also frisch ans Werk!
In das Rüstbrett hatte ich diesmal eine Öse eingebaut und nicht den Block. Dann wurde aus Draht ein Haken gebogen, mit einem Doppelblock eingebunden und dann geschwärzt. Das obere Ende des Takels
besteht aus einem Tau in Wantenstärke, das mit einem "gespleißten" Auge um den Top gelegt wurde. Am entgegengesetzten Ende wurde nun ein Violinblock eingebunden, an dem unten ein Ende des
Taljereeps befestigt wurde. Nun das ganze fachgerecht verzurrt und den Block in die Rüste eingehakt - fertig! Natürlich zweimal das alles - die Steuerbordseite soll ja nicht leer ausgehen. Dann
kann ich mich ja jetzt in Ruhe den Wanten widmen...
Was für eine Fummelei! Aber ich finde, es hat sich gelohnt. Nun hat auch der Großmast alle seine Wanten, und auch das Großstag ist dran.
Für das Stag habe ich wieder die 5mm-Dreifachblöcke genommen. Mein erster Versuch war mit 7mm-Blöcken, aber das sah dann doch zu überdimensioniert aus. Richtig fummelig war das Durchfädeln des
Taus für den Stagkragen durch dieses winzige Loch im Schegknie - und dann hatte ich es endlich drin und habe gemerkt, dass das jetzt blöd war, weil ich ja den unteren Block noch nicht ordentlich
eingebunden hatte.
Also nochmal raus und dann der zweite Anlauf. Schon besser.
Nachdem ich die Wanten mehrfach wieder runtergenommen und neu gemacht habe, bin ich jetzt zufrieden mit dem Ergebnis. Alle Jungfern sind in ordentlich in gleicher Höhe, die Wanten sind schön
straff, ebenso die Stage, die Rüsteisen wurden dort, wo es Not tat, nachgestrichen. Am Fockmast habe ich angefangen, die Taljereeps ordentlich zu verzurren, denn Fock und Großmast sitzen jetzt
richtig fest, und mit der Zeit nerven die vielen umherhängenden Fadenenden.