Baubericht HMS Mercury, Kapitel 4: Ärger an Deck; Shipyard-Scherze (1)


 (Selbstverursachter )Ärger an Deck!

Schon naht die erste echte Krise. Zuvor jedoch noch ein paar Überlegungen zur Farbgebung:

Während bei der Papegojan noch Beplankung und Decks in bedruckter Form vorlagen und teilweise auf lasergeschnittene Teile sauber ausgeschnitten aufgeklebt werden mussten, sind ja bei der Mercury alle Teile Lasercut und nicht bedruckt und müssen also angemalt werden. Spannend wird das bei den Decks. Nichts ist schwerer als einen guten Holzton hinzubekommen. Zwar waren ja bei den Schiffen der damaligen Zeit sehr viele Teile mit einem Farbanstrich versehen, aber eben nicht alle. Exemplarisch hierfür sind eben die Decks. Ich stand also vor der Aufgabe, den Decks einen Anstrich zu verpassen, der einer möglichen damaligen Realität so nahe wie möglich kommt. Ich gebe es zu: Mein erster Versuch war eine Katastrophe! Viel zu dunkelgelb, viel zu grell, viel zu unecht. Ich ärgerte mich maßlos über mich selbst und über die Tatsache, dass ich mich von einer nicht zu begründenden Ungeduld habe hinreißen lassen, gleich auf den Decksteilen zu streichen anstatt erst einmal eine Probebemalung an einem weißen Kartonstück zu machen. Was also tun? Lasercut heißt ja nicht nur, dass die Teile mit dem Laser sauber ausgeschnitten sind. Lasercut heißt auch, dass feine Kanten, wie eben die Plankenstöße eines Decks, per Laser sauber in den Karton eingebrannt sind. Nach dem ersten Anstrich waren die auch noch richtig gut zu sehen - bis auf die Farbe sah es perfekt aus. Würde ein zweiter, den Farbton korrigierender Anstrich, diese angedeuteten Plankenstöße nicht zukleistern?

An dem Problem dachte ich eine Weile herum und entschied mich dann für einen erneuten Anstrich. Ich mischte mir einen Farbton, der meinen Vorstellungen entsprach, probierte ihn auf Weiß und dann an den Stellen vom Hauptdeck, die später sowieso nicht mehr zu sehen sind. Das Ergebnis gefiel mir, auch wenn meine Plankenstöße nur noch arg blass vorschimmerten und die Nagelung und Dübelung der Planken erst recht. Also zog ich die Stöße mit einem ebenso harten wie feinen Druckbleistift nach. Die Dübelung hob ich dadurch hervor, dass ich die Spitze des Druckbleistiftes mit sanftem Druck (weil: Druckbleistift... ) an den entsprechenden Stellen in den Karton bohrte. Und das sah dann richtig super aus! (Sieht man ganz oben auf dieser Seite.)

 

Nachdem ich nun also mein Deck gerettet hatte, konnte ich es endlich auf dem Rumpf anbringen. Weiter vorn sieht man ja, dass es bereits ein "Unter-Deck" gab, auf das das "richtige" Deck aufgeleimt werden musste. Dieses untere Deck liegt auf den Kanten der Spanten auf - ich zeige hier nochmal das Spantengerüst, um das Prinzip zu zeigen, und im zweiten Bild das aufgeklebte "Unter-Deck"- denn jetzt kommt gleich die Krise, die ich oben angekündigt habe.


Jetzt also das richtige Deck da drauf. Ich also zwar sehr dünn, aber flächendeckend meinen guten Weißleim aufgetragen und dann ab an Deck mit dem Deck! Passgenauigkeit wieder super, alles toll, alles gut! Dann das Heckteil des Hauptdecks drauf, passt wunderbar, klasse! Auf diesem Teil hatte ich bereits das karierte Segeltuch für die great kabin aufgeklebt. Und dann nahm das Unglück seinen Lauf: Das Deck wellte sich! Mir war sofort klar, was passiert war: Das Unterdeck war durch den Weißleim zumindest soviel aufgeweicht, dass es zwischen den Spanten, auf denen es aufliegt, leicht durchhing. Und da war sie jetzt, die Krise!
Der Trocknungsprozess war schon so weit fortgeschritten, dass sich ein Runterreißen des Decks verbot. In so einem Moment macht sich Panik breit: Ziemlich zu Beginn gleich sowas! Mit zunehmendem Trocknungsprozess stellte ich aber fest, dass sich das Deck wieder glättete. Dennoch, ein paar leichte Wellen bleiben vermutlich. 
Im Nachgang ist man ja immer schlauer. Der Karton des "Unter-Decks" ist der dickeste nicht. Hier wäre es sicher sehr hilfreich gewesen, diese Fläche vorher mit einem härtenden Lack zu behandeln. Ob ein anderer Kleber etwas gebracht hätte, wage ich zu bezweifeln, denn es ist letztendlich egal, mit welcher Substanz sich der dünne Karton vollsaugt und dann den Gesetzen der Schwerkraft folgt. Wichtig ist mir hier aber vor allem - und deshalb schildere ich das auch in aller Ausführlicheit - dass andere Modellbauer, die sich auch für die Mercury von Shipyard entscheiden, an dieser Stelle bessere Entscheidungen treffen als ich.

So, nun lasse ich deswegen den Kopf nicht hängen, und ich werde auch nicht das Feuerzeug an mein Modell halten.  Wenn ich mir die Bilder des fertigen Modells auf der Shipyardseite anschaue, weiß ich, dass man von dem welligen Teil des Decks später so gut wie nichts mehr sieht. Zum Glück sind die Wellen ja nicht überall und auch nicht so extrem.

Was habe ich denn nun insgesamt geschafft außer dem welligen Deck? Im Heckbereich gibt es drei Schotts, zwei quer, eins längs, die wurden zusammengebaut - auch hier wieder diese wundervolle Optik, die ich ja bereits weiter vorn beschrieben habe - und dann mit meiner persönlichen Rot-Farbe angemalt. Ein paar Türen hab ich auch noch gebaut. Das Anmalen nimmt enorm Zeit in Anspruch, aber es soll ja gut aussehen, und die habe ich mir genommen.

uf diese fleckige Linie vorn kommt auch noch ein Schott und dann kommt da das Vordeck drüber. Also keine Panik.

An Deck liegt eine fertig bemalte Tür, drei andere liegen da hinten, noch nicht fertig bemalt.
So, und ab jetzt keine groben Fehler mehr!


 Shipyard-Scherze (1)

Weiter geht's. Mein nächstes Problem habe diesmal nicht ich verursacht, sondern Shipyard. (Es sollte nicht das einzige bleiben...) Es geht um die Schanzkleidstützen.
Die Stützen sind durchnummeriert von Teil 29 bis Teil 33. Logischerweise gibt es jede Stütze zweimal, mein Schiff hat ja auch zwei Seiten. 
Weiter vorn hatte ich etwas zu den Bögen gesagt. Die Teile einer Baugruppe sind oftmals über mehrere Bögen verteilt; das hat zum einen was mit platznutzender Aufteilung und zum anderen vor allem mit notwendigen unterschiedlichen Kartonstärken zu tun. Da kann es schon mal sein, dass man Teil 520a auf Bogen 13, Teil 520b auf Bogen 19 und Teil 520c auf Bogen 29 findet.
Die Schanzkleidstützen sind recht einfach: Jeweils ein kompletter Satz findet sich auf Bogen 27 (Bild links) und 29 (2. Bild links; hier hatte ich schon alle Stützen fertig.)
Schon beim Zusammenbau der zweiten Stütze Nummer 29 kam es mir komisch vor - und zu Recht. Die beiden Kartonbögen hatten - warum auch immer - eine geringfügig voneinander abweichende Stärke, was sich dann durch das Aufeinanderkleben der beiden Teile natürlich noch verstärkt hat und im Ergebnis so aussieht, wie man auf dem dritten Bild von links sieht. Die Stützen müssen an Deck in die im Bild rechts vorgesehenen Schlitze.

Tja, auf einer Seite schlackert die Stütze leicht hin und her - kein Problem, welches mein Kleber nicht lösen könnte - aber auf der anderen Seite muss ich entweder an dem Schlitz oder an der Stütze schnitzen, damit sie reinpasst. Also entweder wurde im Werk bei der Kartonstärke daneben gegriffen, oder aber es wurde vergessen, die Teile entsprechend zu benennen, damit klar ist, dass man für die benötigte Stärke ein Teil 29 von Bogen 27 und ein Teil 29a von Bogen 29 braucht. Ich tippe ja eher auf erstere Variante.
Kein unlösbares Problem, aber doch ärgerlich, zumal es den bisher durchgängig positiven Eindruck von diesem Bausatz ein klein wenig schmälert. Hoffen wir mal, dass da nicht noch mehr Klopse kommen.


Aber, aber, aber: Der Spaß an diesem Modell ist ungebrochen!  Die Mercury ist zwar eine echte Herausforderung, zumal die Bauanleitung in keiner Weise Antworten auf alle Fragen gibt. Stört mich aber wenig - ich bin sehr optimistisch, dass mir ein für meine Fähigkeiten spitzenmäßiges Modell gelingen wird.