Baubericht Kolumbusflotte, Kapitel 7 - Läuft bei der Pinta! Das laufende Gut


Das laufende Gut dient der Bedienung der Segel - also ist es folgerichtig, dass ich mich in diesem Abschnitt nicht nur um Taue und Blöcke, sondern auch um das dazugehörige Tuch kümmere.  Beim Großsegel fängt es an. Shipyard hat als Zukaufoption einen Segelsatz - und die sind richtig gut. Der Stoff ist dem Maßstab entsprechend sehr dünn, was mir große Freude bereitet. Ich wäre nur ungern auf eine Variante mit irgendwelchen Papiersachen ausgewichen. 

Die Segel sind bedruckt, das heißt, dass die Nähte zu sehen sind, aber auch die bekannten spanischen Kreuze und Symbole. Das macht es interessant; wie realisiere ich das? Einige Experimente und eine Nachbestellung eines zweiten Segelsatzes war ich dann schlauer. Ich probierte es zuerst mit einem weichen Buntstift, nur um irgendwann zu merken, dass ich grad dabei war, den Stoff zu zerreißen. War dann doch zu hart. Textilmalfarbe war auch nicht so toll, sie schlug zu sehr durch, das sah nicht gut aus. Der nächste Versuch sah dann sehr dünnes Japanpapier in meinem Drucker. Ich schnitt das Kreuz fein säuberlich aus, machte eine Probeklebung auf dem Stoff - nein, das hat mich auch nicht überzeugt. Letztendlich war es ein ganz einfacher Wachsmalstift, der das für mich überzeugendste Ergebnis brachte. 

Alle Segel bekamen natürlich Liektaue an allen Kanten. Da wo es erforderlich war, arbeitete ich auch Schothörner ein. So Sachen wie Geitaue, Toppnanten, Brassen Schoten, Halsen und Buline sind seit Jahrhunderten nur geringfügig abgewandelt und bringen dadurch ein vertrautes Gefühl in die Takelarbeit an der Pinta. 

Aber - und auch das soll nicht unerwähnt bleiben - nach der vielen Takelei an meiner 1.72-Mercury, die ja sowieso ein viel größeres Schiff als die Pinta ist, selbst im gleichen Maßstab, ist das Takeln der kleinen Karavelle und in 1:96 erst mal wieder eine Umgewöhnung. Das ist ja nur eine Handvoll Schiffchen! 

Nun, die Rahsegel sind beide gesetzt. Ich denke darüber nach, später meine bei der Mercury erfolgreich praktizierte Methode des Segelblähens mittels verdünntem Weißleim und Haarfön einzusetzen. Aber jetzt geht es erstmal an das Besansegel. Das ist eine neue Herausforderung für mich - ein Lateinersegel habe ich bisher noch nicht getakelt. 

Zuerst wird aber die Rute - wie die Rah bei diesem Typ heißt - hergestellt. Sie bestand aus zwei Rundhölzern, die entsprechend bearbeitet und zusammengefügt wurden. Die einzelnen Fertigungsschritte zeigen die nachfolgenden Bilder.

Das vorbereitete Segel würde dann angeschlagen. Was da nun noch an Takelkram kommt, zeigt ein Blick in das schon mehrfach erwähnte Buch. 

Ich habe bei weitem nicht alles, was da im Mondfeld-Buch steht, umgesetzt. Das ist mir dann für dieses recht kleine Schiffchen doch zu viel Strippenkram; ich habe Sorge, dass das dann am Ende so gar nicht gut aussieht. Also habe ich an dem Lateinersegel Buline und Gordings weggelassen.

Die anderen Arbeitstaue sind aber dran, wie ihr euch auf den Bildern überzeugen könnt. Interessant: So ein Lateinersegel fährt gleich zwei Brassenpaare. Zum einen haben wir da die Halsbrassen - die erfüllen die selben Aufgaben wie die Brassen an den Rahsegeln und sitzen an der unteren Rutenspitze. Hier habe ich die leeseitige Brasse nicht gesetzt, sondern nur als Taurolle an Deck liegend dargestellt. Steif gesetzt ist sowieso immer nur die luvseitige Brasse, die an der Leeseite wäre hier nur als Stolperfalle auf dem Achterdeck im Weg. Wird eine Wende gefahren und die Rute umgelegt, kann diese sehr schnell durch den Brassenblock geschoren werden; festgesetzt wird sie einfach nur an der Reling.

Das zweite Brassenpaar sind die sog. Oberbrassen. Sie diente weniger der Bewegung als der Befestigung der in diesem Bereich doch schon recht schwachen Rute, um diese gegen ein Durchbiegen nach vorn abzusichern. Steifgesetzt wird hier auch nur die Luvbrasse; die Leebrasse flattert da locker rum, würde ansonsten ja auch nur das Segel beim Blähen behindern.

Dann ist da ja der Mastkorb. Wie kommt man da hoch? Webleinen waren zu der Zeit noch nicht üblich - warum auch? Oben gab es, außer den Ausguck zu besetzen, nichts zu tun - alle Aktivitäten die Segel betreffend wurden von Deck aus erledigt. Da gab es also Strickleitern. Die habe ich mir so hergestellt: Mein Rahbearbeitungsgestell wurde umgekippt und dann mit vier Nägeln versehen. Zwischen diesen spannte ich zwei Taue á 0,5 mm. Und jetzt erinnerte ich mich an das Webleinknüpfen bei der Mercury und an meine Schule für meinen Segelschein - will sagen, der gute alte Webleinstek kam mal wieder ins Spiel. Und am Ende sieht es dann richtig hübsch aus. 

Damit ist dann das Thema Takelage für die Pinta erledigt. Weiter geht es auf der nächsten Seite - auch mit einer überraschenden Mitteilung.