Baubericht Kolumbusflotte, Kapitel 5 - Decksaufbauten


Zuletzt habe ich an der Santa Maria gearbeitet - dann bleibt die gleich mal hier und bekommt als Erste diverse Teile und Baugruppen, die später dann das Deck zieren. Dazu gehören zum Beispiel die Reling, die Lukenumrandungen und deren Abdeckungen, Pumpen, Nagelbänke, Geländer...

Die Teile der Ausschneidebögen müssen in unterschiedlichen Stärken mit Karton verstärkt werden. Es kann einen schon wahnsinnig machen, dass Shipyard es nicht geschafft hat, die einzelnen Bögen so zu bedrucken, dass man jeweils den gesamten Bogen auf die selbe Stärke bringen kann. Das hat die Firma Schreiber für deutlich weniger Geld besser gelöst - da liegen die entsprechenden Kartonplatten gleich dabei. Und so liegen hier etliche Kartonstückchen, auf denen mal mehr, mal weniger Teile drauf sind, weil das, was ursprünglich auf dem Bogen rundherum war, auf andere Stärken zu bringen ist. Aber das soll jetzt bitte nicht als Jammern verstanden werden. Ich habe ja alle Zeit der Welt und stehe in keinem Wettbewerb - nicht mal mit mir selbst. 

Auf jeden Fall gibt es jetzt jede Menge Kleinteile auszuschneiden und zusammenzufügen, und ich muss ehrlich sagen, dass das nicht meine Lieblingsbeschäftigung beim Kartonmodellbau ist - so widersprüchlich das auch klingt. Aber bei so winzligen Klitzekleinkramsteilen wünsche ich mir oftmals doch andere Lösungen. Aber was baue ich auch in 1:96 - bei 1:24 hätte ich das Problem nicht...

Hatte ich mir ja anfangs vorgenommen, bei diesem Projekt einfach nur nach der Bauanleitung zu bauen, bin ich dann doch irgendwann an dem Punkt angekommen, dass ich zumindest teilweise versuche, doch historisch korrekter zu bauen. "Schuld" daran ist nicht zuletzt das Buch "Die Schiffe des Christoforo Colombo 1492 - von Wolfram zu Mondfeld, Peter Holz und Johannes Soyener". Das fehlte mir sowieso noch in meiner maritim-historischen Bibliothek. Die Autoren befassen sich dort mit den verschiedenen Rekonstruktionen der Kolumbusschiffe, bewerten diese, begründen auch stets, warum sie bestimmte Kritiken äußern, und das so, dass es für mich auch jedes mal plausibel und logisch erscheint. Man merkt, dass die drei Autoren sich umfangreich in diese Materie eingearbeitet haben und dabei zahlreiche historische Quellen studiert und ausgearbeitet haben. Vor allem haben sie auch die Schiffe als Modell gebaut und allein dadurch deutlich gemacht, dass bestimmte rein theoretische Ansätze einiger Rekonstruktionen in der Praxis gar nicht funktionieren können. 

Ohne da jetzt weiter in Details zu gehen - seit ich dieses Buch habe, baue ich nun doch etwas abweichend von der Bauanleitung. 

Aber es macht weiterhin Spaß, und das Deck der Santa Maria füllt sich:

Bei den Geschützen habe ich es bei den zwei Rohren unter dem Achterdeck belassen. Die Bauanleitung sieht noch je zwei weitere auf jeder Seite oben auf dem Achterdeck vor, aber die habe ich, nicht zuletzt mit Blick in die bereits erwähnte sowie weitere Literatur, weggelassen. Später kommt vielleicht noch die eine oder andere kleine Drehbasse auf die Reling, mal sehen.

Das Beiboot war echt anstrengend. Alles Ausschneideteile, und die zumeist ziemlich dick aufgedoppelt. Die Beplankung bestand nur aus Querstreifen, die zwischen die Spanten geklebt wurden. Das hat mir gar nicht gefallen, also habe ich da Spachtel draufgepappt und dann eifrig geschliffen. Ich hatte über selbst gefertigte Plankenstreifchen nachgedacht, das aber wieder verworfen. Die dunkle Farbe und nicht zuletzt die Position an Deck sorgt dafür, dass man vom Rumpf nicht wirklich viel erkennt. Was ich später noch fertigen werde, sind die Riemen, die dann verzurrt auf den Duchten liegen. Das mache ich dann aber in einem Ritt mit dem Beiboot der Nina.

Die Anker sind auch soweit fertig, werden aber auch erst später angebracht - die reiße ich sonst nur dauernd ab, wenn ich am Schiff arbeite.

Kleines Gimmick: Im häuslichen Fundus fand sich ein kleiner Shipyard-Bausatz für Fässer. Eins davon steht jetzt auf dem Achterdeck.

Das war es dann erstmal für die Santa Maria; weiter ging es mit der Pinta. Wobei: Mit Blick in das erwähnte Buch bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob das jetzt wirklich die Pinta ist oder nicht doch die Nina. Aber egal - ich baue sie als Pinta, und ich mag sie besonders. Elegante Linien, einfach nur hübsch. Und was den Bau des Modells so hervorhebt, ist die komfortable Situation die, dass Shipyard zu diesem Modell einen recht umfangreichen, zukaufbaren Lasercutsatz für Decksaufbauten und anderen Krams anbietet - was in dem Umfang für die anderen beiden Schiffe leider nicht der Fall ist. Und so waren dann recht schnell Leitern, Pumpen, Kreuzhölzer, Bratspill, Kochstelle, Geschützschlitten und Lukenränder gefertigt. Die Lukendeckel auszuschneiden war dann wahrlich keine Kunst. Und auch die Geländerteile waren dank Lasercut viel schneller gebaut als bei der Santa Maria.

Somit sind zwei von drei Schiffen jetzt deckstechnisch versorgt.

Nun, die Nina war dann auch recht schnell versorgt. Auch hier war das schwierigste Teil das Beiboot. Irgendwie wirkt es an Deck wie ein Fremdkörper, weiß noch nicht, ob ich das am Ende dann so lasse.

Und endlich komme ich zu dem Teil, der mir persönlich immer am meisten Spaß macht: Takeln in all seinen Facetten. Das Thema bekommt selbstverständlich ein neues Kapitel.