Baubericht HMS Mercury, Kapitel 20: Stückpfortendeckel und anderer Kleinkram. Und Frühling!


Ankerringe, erste Selbstbau-Blöcke

 

9. Februar 2016

Der Bausatz beinhaltet ja Kartonringe - der weiße Kringel im Bild - aber die habe ich weggelassen und mir stattdessen aus stabilem Blumendraht ordentliche Ringe gebogen. Mein Mast-Dummy kam dafür gerade recht.
In den Schraubstock eingespannt und mit dickem grauen Garn umwickelt.
Grau deshalb, weil schwarz in der Stärke aus war. Weil, die Ankerringe wurden damals mit dem sog. Schiemannsgarn gekleedet und das wurde dann geteert. Hab ich dann auch gemacht, in den Ankerstock vorsichtig ein Loch gebohrt und die Ende des Ringes mittels Ponal Turbo dort reingesteckt. Und so schaut das jetzt aus - siehe Bild 2.

Dann habe ich die ersten Blöcke gebaut. Soweit es geht, greife ich auf Holzblöcke zurück, aber nicht alle Sorten und Größen sind erhältlich. so auch die Herzblöcke; die benötige ich für die Stage. Das Fertigungsprinzip bei Shipyard finde ich gut. Auf Bild 3 sieht man die 4-mm-Blöcke vor dem Zusammenbau, die 5-mm-Blöcke halb fertig und die 6-mm-Blöcke bemalfertig.
Bemalt wird später, erstmal sollen die gründlich durchtrocknen nach dem Verleimen.


Ruderblatt

 

28. Februar 2016

Heute habe ich etwas, was ich neulich begonnen, aber nicht ganz geschafft habe, zu Ende gebracht. An sich was ganz Banales, nämlich das Ruder. Ich hatte es bisher noch nicht angebaut, warum nicht, weiß ich selbst nicht mehr so genau. Und im Nachherein muss ich sagen, es wäre besser gewesen, es ein klein wenig eher anzubringen. Aber dazu später mehr.

Im Bild 1 das Ruder, hübsch gekupfert. Daneben liegen kleine Stahlstifte.
Ich dachte mir, das Ruder da jetzt so einfach hinten an den Achtersteven pappen ist mir zu wenig. Ein bissel soll es schon nach was aussehen. Also arbeitete ich die gekürzten Stifte in die jeweiligen Aussparungen ein; sie gehören zu den Scharnieren, den sog. Fingerlingen, mit denen das Ruder in die entsprechenden Gegenstücke am Achtersteven eingehängt werden.
Bild 2 zeigt die Fingerlinge fertig am Ruder befestigt, also die Stifte und die Scharnierbänder. Die schwarzen Teile, die daneben liegen, erfüllen auch einen Zweck - dazu komme ich auch später.
Tja, und dann ging es ans Zusammenbauen. Was auf Bild 3 so einfach aussieht, stellte sich als körperliche Herausforderung dar. Grund dafür ist die Tatsache, dass ich kein solch tolles Gestell habe, wie es manche Schiffsmodellbauer benutzen: Sie bohren von unten zwei Löcher in den Kiel, setzen da stabile Stifte ein, befestigen die dann an einem in alle Richtungen dreh- und schwenkbaren tollen großen Gestell und haben so die Möglichkeit, stets bequem an alle Stellen des Rumpfes heranzukommen. Grund dafür ist aber auch, dass ich mir eben nicht zum richtigen Zeitpunkt darüber Gedanken gemacht habe, was man zweckmäßigerweise wann baut - zumindest nicht im umfassenden Maße. Denn ansonsten hätte ich mir gesagt: Hey, Bonden, wenn du das Ruder anbringst, mit diesen kleinen, langen, dünnen Papierstreifchen, die die Bänder der Fingerlinge darstellen, wäre es gut, wenn du den Rumpf hinlegen könntest, um da besser ranzukommen. So aber wurde mir schlagartig klar, dass ich:
a) das Schiff nicht mal eben auf die Seite legen konnte, da ich dann die Kanonen reingedrückt hätte und
b) das Schiff auch nicht einfach mal kieloben hinlegen konnte, da dann die vielen filigranen und empfindlichen Decksaufbauten enormen Schaden nehmen würden - egal, wie gut ich es vorher abpolstere.
Und irgendwelche komplizierten Haltegestelle wollte ich auch nicht bauen, da es ja wirklich nur noch um das Ruder geht - alles andere, was am Rumpf noch zu machen ist (Rüstbretter, Anker) ist deutlich oberhalb der Wasserlinie und also gut erreichbar.
Ok, dann kniet man eben mal zu Füßen seines Arbeitsplatzes, verrenkt sich, stellt dann das Schiff auf die halbhohe Kommode, auf der es immer steht, wenn nicht dran gebaut wird, verrenkt sich auch, weil man so ca. 1/3 in die Hocke geht, um da hinten unterhalb der Heckgalerie ranzukommen...
Aber irgendwann war es geschafft, und es sieht, wie ich finde, recht ordentlich aus - siehe das vierte Bild.


Also, liebe Nachbauerinnen und Nachbauer: Folgende Reihenfolge empfiehlt der Mercury-erprobte und im Moment noch immer total verbogene Bonden: Rumpf kupfern, Ruder kupfern, Ruder anbringen, Decksaufbauten und alles weitere in Angriff nehmen.

Nun zu meinen seltsam anmutenden schwarzen Teilen auf dem obigen Foto. Hier musste ich auch erstmal nachfragen, was es denn damit auf sich hat. Wo sie hinmüssen, ist klar: Die sanduhrartigen Teilchen ans Heck (siehe Bild 2), die Hufeisen an den Bug. Aber warum?
Man sieht sowas öfters mal bei Schiffsmodellen. Und hier die Erklärung, von einem Fachmann aus einem Forum voller Fachleute:

An diesen Stellen werden Kiel und Vorsteven bzw. Kiel und Achtersteven durch Spurzapfen verbunden.
Damit diese Verbindungen sich durch verwinden nicht lockern, werden an diesen Stellen verschieden geformte Metallplatten beidseitig aufgelegt/eingelassen und diese Metallplatten durch Bolzen verbunden.

Na, Hand aufs Herz: Wer hat es gewusst?


Sorgleinen

 

29. Februar 2016

So, und dann kamen noch die Sorgleinen ans Ruder. Sorgleinen? werden jetzt einige fragen, was soll das denn? Nun, ich habe ja eben erläutert, wie das Ruder am Achtersteven befestigt wird. Nun stelle man sich vor, es ist rauhe See, Brecher treffen auf das Schiff, schütteln es unkontrolliert durch. Da kann es schon mal passieren, dass das Ruder aus den Scharnieren springt - und dann ist Platsch und Geschrei und Ruder weg. Nicht aber, wenn man eine Sorgleine hat! Die war zumeist keine wirkliche Leine, sondern eine Kette. Das wusste auch Shipyard und hat eine Kette aus Messing mitgeliefert. Nach dem Brünieren sah sie gut aus, und witzigerweise ging sie mir beim Rausholen aus der Brünierbrühe kaputt - und das so ziemlich in der Mitte. Passend, wollte ich sie doch eh teilen. Zur Befestigung am Schiff habe ich die beiden Teile jeweils an beiden Enden mit einem kleinen Augbolzen verbunden.
Dann wurden die Ketten angebracht.
Und wer jetzt den Fehler findet, darf ihn behalten. Ich habe ihn mittlerweile korrigiert, ansonsten wäre das eine ziemliche Sauerei geworden - die Auflösung folgt gleich.
Zum Schluss noch eine Gesamtansicht, mit eingesteckten Fock- und Großmasten.

So, hier die Auflösung des Fehler-Rätsels: Ich hatte offenbar einen totalen Aussetzer, als ich meinte, die kleinen Öffnungen links und rechts unterhalb der Heckgalerie seien für die Sorgleinen da. Und dabei habe ich weiter vorn genau über diese Öffnungen berichtet: Da kommen die sog. Köttelrutschen rein, also die Entsorgungsöffnung der Offiziersabtritte. Die Enden der Sorgleinen bekommen eigene Befestigungspunkte in der Nähe...

Außerdem sind die Sorgleinen generell falsch angebracht. So wie hier von Shipyard vorgegeben würden sie ja ständig mit ihren unteren Bögen im Wasser sein, was nun gar nicht gewollt ist. Richtigerweise waren sie in kleineren Bögen unterhalb der Kante mit dem Schriftzug befestigt; da die Länge meiner kleinen Ketten dafür nicht ausreicht, werde ich hier nachkaufen müssen und die Teile neu bauen. Also kein Problem.


Keine Kombüse ohne Qualm - wohin damit?

 

21. März 2016

Hier ist die letzten Tage zwar nicht viel, aber doch einiges Berichtenswertes passiert. Als erstes dachte ich mal über meine Esse nach:
Bekanntlich steht ja der Ofen unter dem Vordeck - im Bild 1 sieht man ihn nochmal in all seiner Schönheit, bevor er für immer unter der Back verschwand.
Bild 2 zeigt die Esse, kurz nachdem sie vorschriftsmäßig nach Bauanleitung angebracht wurde, mit Rauchklappe, damit außerhalb der Nutzungszeit kein Wasser eindringen kann.
Und nun folgende Überlegung: Schaut man sich Modelle von Schiffen der damaligen Zeit an, sieht man die Öffnung der Esse auf dem einen Schiff zum Bug, auf dem nächsten zum Heck zeigend. Da wurde ich stutzig. Was ist denn nun richtig? Heckwärts erschien mir unsinnig, denn im Gegensatz zu einem Motorschiff ist beim Segelschiff kein Fahrtwind entgegen der Fahrtrichtung vorhanden. Also würde der Wind den Rauch zurück in die Esse drücken, auch bei raumem, also seitlichem Wind. Andererseits wurde ja auch oft in der Kombüse gearbeitet, wenn das Schiff vor Anker lag, also konnte es da durchaus auch sein, dass der Wind aus einer vorderen Richtung kam und so also auch den Rauch wieder zurück in die Esse drückte. Ich machte mich anderswo schlau und bekam interessante Antworten. Die wichtigste Botschaft war die: In etwa in der Zeit, in der meine Mercury im Einsatz war, baute man die Rauchabzüge drehbar. So konnte man je nach Windrichtung immer dafür sorgen, dass der Ofen ordentlich arbeiten konnte. Um die Esse zu drehen, waren an beiden Seiten starke Griffe angebracht. Und solche Griffe hat die Esse meiner Fregatte jetzt auch, so!
Ich musste dafür nur jeweils ein knapp 3mm langes, dünnes Stück Draht an beiden Enden um 90° abknicken und festkleben... Wenn ich morgen hier meinen Teppich absauge, wird es wieder dieses interessante Geräusch geben, was immer dann entsteht, wenn kleine Metallteile - viele kleine Metallteile! - wild wirbelnd gegen die Innenwand des Staubsaugerrohres klappern.
Aber jetzt schaut es gut aus.

 


Stückpfortendeckel

 

28. März 2016

Heute ging es in der Werft weiter. Nachdem ich nun auf der Backbordseite alle Rüsten fertig hatte - also nicht nur die drei großen, sondern auch noch drei weitere, kleine mit nur zwei bzw. am Besan nur einer Rüstjungfer (da werden später Pardunen befestigt), dachte ich mir, dass es ja an der Zeit ist, auch die Stückpfortendeckel anzubringen.

Bei der Mercury sind das nur 5 Stück auf jeder Seite. Nun mag man sich fragen, wieso das denn - immerhin hat die Fregatte 12 Stückpforten. Die Frage beantwortet man sich am besten, indem man über den Zweck der Stückpfortendeckel nachdenkt: Außerhalb von Zeiten von Auseinandersetzungen mit feindlichen Kräften oder erhöhter Alarmbereitschaft waren die Kanonen innenbord fest verzurrt, gewissermaßen im Reisemodus. Damit kein Wasser, egal ob durch hohe Wellen oder durch Regen, ins Schiff eindringt, wurden die Geschützpforten verschlossen. Bei einem Schiff mit offener Kuhl wie der Mercury wäre es allerdings albern, die Pforten zu verschließen, wenn das Wasser bei Brechern und Regen ansonsten von allen Seiten kommt. Lediglich die hinterste Geschützpforte des vom Achterdeck überdachten, aber ansonsten offenen Hauptdecks bekam noch einen Deckel spendiert, warum auch immer.

 

Das Herstellen der Pfortendeckel habe ich völlig vergessen zu dokumentieren, aber das ist nun auch nicht irgendwie dramatisch, drei Kartonvierecke müssen in der richtigen Reihenfolge übereinandergeklebt werden, dann kommen noch die Scharnierstreifen drauf. Was ich dann aber noch gemacht habe, war das Anbringen von vier kleinen Augbolzen, jeweils zwei auf der Vorder- und Rückseite. Mein Ziel ist, auf jeden Fall sowohl die Pfortenreeps, also die Taue, mit denen der Deckel geöffnet wurde, als auch die Verschlussreeps, also die zum Zumachen, anzubringen. Dabei muss man beachten, dass bei geöffneten Stückpforten die Pfortenreeps straff waren - klar, sie hielten den Deckel, damit er nicht unkontrolliert runterplumpst. Das Verschlussreep hängt hingegen leicht durch, da es ja in diesem Zustand keinen aktiven Zugkräften ausgesetzt ist. Im richtigen Leben ist der Geschützpfortendeckel mit einem Scharnier an der Bordwand befestigt.

 

Bei meinem Modell sind die Scharniere ja nur angedeutet, der Deckel wird einfach an der oberen Kante mit Ponal Turbo eingeleimt und dann schnell, sauber und gründlich exakt an die Kante oberhalb der Geschützpforte geklebt. Irgendwelche Taue sieht die Bauanleitung von Shipyard hier nicht vor. Für mich war das inakzeptabel; ich wollte eine realistische Darstellung haben und dachte mir, dass das in diesem Maßstab nicht allzu problematisch sein kann.


Meine Überlegung dabei war diese: Deckel ankleben, dann irgendwie zwei Taue oberhalb straff von den Augbolzen zur Bordwand bringen? Äußerst schwierig! Und zwei Taue mit leichtem Durchhang an die inneren Augbolzen anbringen und dann irgendwie durch die Stückpforten, aus denen ja blöderweise auch so komische Rohre ragen, im Schiffsinneren befestigen? Sehr äußerst schwierig!
Also mal kurz nachgedacht und dann wie folgt verfahren: Zuerst einmal über jeder der in Frage kommenden Stückpforte zwei Löcher gebohrt, zur Aufnahme des Pfortenreeps. Dann wurde Amati-Takelgarn hell, 0,1 mm, an einem Ende mit Weißleim eingerieben und getrocknet, um es schön hart zu bekommen. Dieses Ende wurde dann durch das gebohrte Loch gefädelt. Nun kam ein Gedulds- und Geschicklichkeitsspiel: Nimm eine Pinzette und versuche, am Geschütz vorbei, im Inneren des Schiffes deinen Faden zu greifen. Hast du diesen dann nach gefühlten 37 Versuchen endlich erwischt, ziehe ihn durch die Stückpforte nach draußen, halte aber dabei unbedingt das andere Ende des Fadens fest!
Ist dies gelungen, sieht das so aus - ich habe hier nicht mit Faden gegeizt, was sich als richtig herausgestellt hat.

 

Jetzt wird der Stückpfortendeckel mit den beiden oberhalb der Stückpforte herausschauenden Fäden verbunden. Einmal durch den Augbolzen, einfacher Knoten, Ponal Turbo und das Ende kappen. Erst jetzt wird der Deckel an seinem Bestimmungsort angebracht; die aus der Stückpforte ragenden anderen Enden der Fäden helfen dabei gut - man drückt mit zwei Fingern der einen Hand den Deckel fest auf seine Klebekante und zieht mit der anderen Hand sanft an den beiden Fäden, wodurch das ganze Klebemanöver viel mehr Stabilität bekommt. So, und jetzt kommt der entscheidene Trick: Um das obere Reep straff zu halten, obwohl das untere, das ja hier trickymäßig ein und der selbe Faden ist, durchhängen soll, schmiert man vorsichtig mit einem mit Ponal Turbo versehenen Zahnstocher die innere obere Kante der Stückpforte ein und zieht dann den Faden straff dagegen. Ergebnis ist klar: Oben straff, unten kannste mit dem Tau machen was immer du willst. Nun noch vorsichtig die beiden Enden in die Augbolzen auf der inneren Seite des Deckels einbinden, Enden kappen, und fertig isses.

 

Das liest sich alles schrecklich kompliziert - isses auch! 
Nee, Quatsch, es ist halt nur eine ziemliche Friemelei, die Fäden da durchzustochern und vor allem wieder ans Tageslicht zu befördern, aber das Ergebnis freut einen dann. Klar, man kann sich das auch leichter machen, indem man bereits frühzeitig daran denkt, dass man a) Öffnungen für die Pfortenreeps braucht und b) diese schon mal innen an der Bordwand, zu einem Zeitpunkt, zu dem dies noch geht, befestigt - aber mal ehrlich: Wer macht denn sowas? 
Auf jeden Fall werden die jetzt noch fehlenden vier Deckel an dieser Seite schneller dran sein, und dann kommt noch die Steuerbordseite. Ist also jetzt mal wieder viel Fleißarbeit - aber nun habe ich ja einen Plan, wie es geht.

Und wenige Stunden später waren alle Pfortendeckel an der Backbordseite angebracht - wieder ein kleiner Etappensieg.

Übrigens: Wer sich auf meiner Seite hier aufmerksam umsieht, weiß recht schnell, um welches Schiff es sich auf meinem PC-Desktophintergrund handelt...


Frühling!

 

28. März 2016

Da draußen tobt der Frühling, so dass ich beschlossen habe, meiner Mercury auch ein wenig Sonne zu gönnen.Das Fotografieren hat einige Zeit in Anspruch genommen, aber riesigen Spaß gemacht.